Interview: Marco Ansings Steampunk-Live-Hörspiel

Plakat „Die letzte Instanz“
Plakat „Die letzte Instanz“

Am 10. August 2013 will Marco Ansing mit vielen Freunden ein Live-Hörspiel mit Steampunk-Hintergrund in Hamburg namens „Die letzte Instanz“ inszenieren und gleichzeitig dabei für eine CD-Pressung professionell aufzeichnen.

Wie Marco als eingefleischter Rollenspieler dazu gekommen ist, und was er Rollenspielern empfiehlt, um im Steampunk-Setting Abenteuer zu erleben, versucht Ron in diesem spontan entstandenen Interview aus ihm herauszukitzeln.

Das Projekt ist noch bis zum 6. August in der Crowdfunding-Phase, über die man neben der CD auch Karten für die Aufführung erwerben kann.

Show-Notes

Der Interviewpartner und sein Projekt

Marco Ansing
Marco Ansing

Videoimpressionen von einer Live-Lesung von „Die letzte Instanz“, präsentiert vom Rollenspielverein „Die Loge“

Weiterhin erwähnt

Weitere Fotos

Das Ensemble Michael_Meister  (8) - Martin Sabel Michael_Meister  (4) - Kristina Lohfeldt CorneredRing  (8)

18 Gedanken zu „Interview: Marco Ansings Steampunk-Live-Hörspiel“

  1. Steampunk hat mich selbst nie so richtig interessiert. Space 1889 dagegen schon. Das würde ich allerdings gar nicht so sehr darunter fassen. Ich weiß auch nicht, ob der Begriff Steampunk Ende der achtziger Jahre, als das System erschien, schon existierte.

    (Als kleine Nebenbemerkung der Uhrwerk-Verlag hat auch einen Kickstarter für eine englische Rückübersetzung ihrer deutschen Neuausgabe von Space 1889 gestartet. Die haben auch schon genug Geld, aber schaut euch mal das Kickstarter-Video an, da gibt es ein leicht trashiges Intro und Outro, das ein typisches Kickstarter-Problem nämlich den Akzent bei Nicht-L1-Englischsprechern fast schon in eine Tugend verkehrt.)

    Was ich allerdings wirklich interessant finde, ist die Steampunk-Makerszene. Besonders dieses Video von Make hat mich ziemlich beeindruckt, als ich es vor ein paar Jahren gesehen haben.

    Viel Erfolg mit der Kampagne in den verbleibenden Tagen.

    1. Sehr schönes Video, danke. Steampunk hat einen tollen Design-Stil.

      Die Steampunk-Szene hat offenbar Wurzeln in die Siebzigern, wurde als Begriff aber erst Ende der Achtziger/Anfang der Neunziger als Subgenre relevant, wobei sie sich ja explizit bei zeitgenössischem „alten“ Material von Verne oder Welles bedienen. Und „Space 1889“ zielt schon recht deutlich darauf ab, so ich das Setting verstanden habe.

      1. Okay, ich muss das noch etwas genauer erklären. Space 1889 gilt sicherlich als Steampunk-Spiel, aber ich würde es tatsächlich eher als eine der Erzählungen sehen, die dem Genre als Inspiration gedient haben. So wie eben auch Jules Verne.

        Ich spreche hier auch nur für das alte Space 1889. Das neue muss ich mir noch ansehen, vielleicht hat Steampunk dort schon auf das Setting zurückgewirkt.
        Die namensgebende Ästhetik der Dampfmaschinen steht beim alten Space 1889 jedenfalls gar nicht so im Mittelpunkt. Dampfmachinen sind eben nur Stand der Technik. Auch an so eine feinmechanische Verspieltheit kann ich mich nicht erinnern. Wichtiger sind dann schon spekulative Technologien, die sich rund um den Ether oder andere widerlegte physikalische Theorien drehen, oder das schon recht mystisch anmutende Liftwood.

        Tatsächlich drängt sich mir bei Space 1889 trotz des Rückgriffs auf die viktorianische Zeit ein ganz anderes Genre auf nämlich Pulp. Nur dass man eben anstatt in den Dschungeln Afrikas oder Südamerikas auf der Venus auf Dinosaurier trifft oder statt in Ägypten oder Mittelamerika auf dem Mars alte Ruinen erforscht.

        1. Ich habe Pulp immer mehr als „Publikationsform“ denn als „eigenständiges Genre“ verstanden. Pulp geht ja auf die namensgebenden Groschenromane zurück, die in vielen Genres wilderten und nicht nur Abenteuer von Tarzan und Co. im Dschungel, sondern auch Horror, Krimi, Fantasy und Schmachtfetzen bedienten. Unsere Groschenromane waren da ja nicht sehr anders aufgestellt und reichten von Perry Rhodan bis hin zu Doktor Stefan Frank.

          Aber: Aus den Pulp-Magazinen sind viele Genres überhaupt erst richtig befruchtet worden, auch die Science-Fiction selbst hat ja ihre Wurzeln vor allem in dem Bereich und es daher später schwer gehabt, literarisch ernst genommen zu werden.

        2. (Es wird eng, daher bleibe ich auf dieser Einrückebene.)

          Also, du hast durchaus recht. Wenn ich allerdings danach gehe, ist Steampunk für mich auch eher ein Design als ein Genre. (Und das sehe ich bei Space 1889 jedenfalls noch nicht so ausgeformt und auch nicht wirklich im Mittelpunkt.) Pulp wird aber auch für bestimmte reißerische Erzählelemente, die aus dieser Ära stammen, verwendet. Pulp also im Sinne von Spirit of the Century, wobei dort im Vergleich sicherlich deutlich überspitzter.

          Ich tue Space 1889 auch ein wenig unrecht. Es gibt natürlich Beschreibungen der viktorianischen Zeit um Rollenspiel zu unterstützen. Was waren die damaligen Wertvorstellung, wie hat man sich verhalten usw. Andererseits das, was man so als „Imperial Romance“ bezeichnet, also Abenteuergeschichten irgendwo in den Weiten des Empire, hat sich glaube ich in den Pulpmagazinen fortgesetzt. Und wenn ich mir die Umsetzung anschaue, erinnert mich vieles eben doch eher an die Pulp-Ära (gerade die mystischen Elemente) als an die realistischeren Abenteuererzählungen aus dem späten 19. Jahrhundert bzw. Anfang 20. Jahrhundert.

          Ich bin übrigens auch nicht der einzige mit dieser Assoziation, siehe etwa diese Rezension der Neuauflage bei Sphärengeflüster:

          http://www.sphaerengefluester.de/archives/1018

          1. (Das System verhindert auch ein weiteres Verschachteln ab dieser Ebene. 🙂 )

            Ich glaube, wir nähern uns da schon sehr an: „Pulp“ war eigentlich nur ein Medium, das aber markante Tropes herausgebildet hat, die dafür gesorgt haben, dass es heute auch als Genre wahrgenommen wird (spätestens seit dem Film „Pulp Fiction“). Steampunk ist vorrangig ein Genre, das aber sehr stilbewusst ist und daher auch stark eine Designrichtung und -bewegung ist.

            Wo sich „Space 1889“ genau bedient hat, kann ich mangels Settingkenntnis nicht genau einschätzen, halte Deine Einschätzung da aber durchaus für korrekt. Die Frage, die ich Marco gestellt haben meine, zielte aber vor allem darauf hin, mit welchem Rollenspielsystem sich Steampunk am Besten umsetzen lassen würde – und dass dort 1889 ein guter Ansatz ist, auch wenn er vielleicht auf einer teilweise anderen Basis entstand, darüber sind wir vermutlich einer Meinung.

            Hätte man mich vor dem Interview spontan gefragt, in welches Setting ich „Space 1889“ einordnen würde, hätte ich übrigens auch Pulp gesagt. 🙂

          2. (Aha, ich sehe es.)

            Ja, ich denke wir sind uns durchaus einig. Ihr könntet Steampunk mal auf eure Liste setzen, falls noch nicht drauf. Vielleicht wäre Marco ja auch bereit zu so einer Diskussion zu stoßen. Ich fände vorallem interessant, wie sich das Genre herausgebildet hat. Wenn ich auf folgende Liste von Werken sehe:

            https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_steampunk_works

            kenne ich durchaus einige, würde aber — ähnliches Problem wie bei Space 1889 — viele nicht als Steampunk erkennen. (Nebenbei Steam Trek!?) Offensichtlich gibt es eine Reihe von Vorläufern, die erst später dazugezählt wurden. Aber inwiefern gab es dann wirklich eine einheitliche Entwicklung? Was hält das zusammen, nur die Ästhetik der Technik des Industriezeitalters?

            Der deutsche Wikipedia-Artikel zu Steampunk hat ein Zitat, wo gesagt wird „science fiction stories that import a calculatedly irreverent sensibility into accounts of alternative historical patterns of scientific discovery“. Die Deutung, die der Artikel anbietet, ist, dass Steampunk Abenteuerroman mit Science Fiction verbindet. Das geht ja in Richtung meiner Herleitung zu Space 1889. Steht Steampunk durch die Anbindung an den Abenteurroman also vielleicht immer mit einem Bein fast im Pulp? Oder ist die abzweigende Entwicklung der Technik, wie sie da nahelegen, das eigentliche Motiv des Genres?

            Jetzt haben wir so lange diskutiert, dass man schon gratulieren muss. Ich sehe die Startnext-Kampagne war erfolgreich. Glückwunsch!

          3. Ich schlage das Thema mal den Kollegen vor. Wobei da vermutlich gegen sprechen würde, dass wir bis dahin einige Medien nachholen müssten … 😉

            „Steam Trek“ ist mir tatsächlich schon mal über den Weg gelaufen. Ich fand die Idee damals wohl sehr witzig, habe aber nichts signifikantes ansonsten im Gedächtnis behalten davon.

            Letztlich kann man ja ohnehin nicht Genres sauber voneinander trennen. Auch in manchen Fantasy-Romanen gibt es Mordfälle aufzuklären und in den meisten Horrorstories gibt es auch irgendwo eine Romanze und so weiter. Das ist bei Steampunk sicher nicht anders. Die bessere Frage wäre also, was Steampunk anders macht, und da ist sicher die von Dir zitierte Abspaltung der Technik relevant. Ähnlich ist ja bei Cyberpunk auch die Virtualisierung ein (das?) zentrale Motiv oder bei Transhumanismus die Ablösung des Geist vom Körper, obwohl beides ja ansonsten nur Sub-Genres von Science-Fiction sind.

            Die Kampagne hat es noch Montag Abend spannend gemacht, auf den letzten Metern kam dann aber doch noch die letzten hundert Euro zusammen. Ich hatte bereits über G+ gratuliert, aber gerne auch hier nochmal! 🙂

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