“It is said that science fiction and fantasy are two different things. Science fiction is the improbable made possible, and fantasy is the impossible made probable.”
– Rod Serling (Produzent „Twilight Zone“)
Wir wollen nach den Sternen greifen, trauern aber auch kurz um Lady Elizabeth „Liz“ Taylor („Captain Planet“) und Michael Gough („Alfred“) und freuen uns über die 80 Jahre William Alan Shatner („T.J. Hooker“) und Leonard Nimoy („Kobra, übernehmen sie“). Roland berichtet von seinen aufregenden Ereignissen auf der Guttenberg-Demo und wir bewerten seinen Earl-Grey und Rons Drogentee sowie finden eine vierte Staffel von „Fringe“ echt dufte.
Nach knapp zehn Minuten geht es dann auch los. Science-Fiction ist eine Geschichte voller Missverständnisse. Vielleicht liegt es daran, dass man sie einfach nicht richtig griffig definiert bekommt. Wir jedenfalls beißen uns daran die Zähne aus. Wir lernen, was ein „Novum“ ist, wie der Plural davon (vermutlich) korrekt gebildet wird und verlieren uns in so vielen Pop-Kultur-Referenzen, dass wir zum Schluss anstelle eines Ich-Liebe-Es verraten, was denn unser liebstes SF-Buch ist. Und warum wir zum Schluss am Captain’s Dinner uns laben.
Was ist Euer Lieblingsbuch? Und – sollen wir wirklich weitere Sondersendungen zu den einzelnen Subgenres der SF bringen?
Erwähnte TV-Serien und Filme:
- „2001: Odyssee im Weltraum“ (1968)
- „Alf“ (1986–1990)
- „Alien“-Filme, d. h. „Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt“ (1979), „Aliens – Die Rückkehr“ (1986), „Alien³“ (1992), „Alien – Die Wiedergeburt“ (1997)
- „Babylon 5“ (1993–1998)
- „Bezaubernde Jeannie“ (1965–1970)
- „Children of Men“ (2006)
- „Earth 2“ (1994–1995)
- „E.T. – Der Außerirdische“ (1982)
- „Event Horizon – Am Rande des Universums“ (1997)
- „Firefly“ (2002, sowie Folgefilm: „Serenity“ (2005))
- „Gattaca“ (1979)
- „Mission to Mars“ (2000), „Red Planet“ (2000)
, „Mars Attacks!“ (1996) - „Moon“ (2009)
- „Mork vom Ork“ (1978–1982)
- „Outland – Planet der Verdummten“ (1981)
- „Screamers – Tödliche Schreie“ (1995)
- „seaQuest, DSV“ (1993–1996)
- „Sunshine“ (2007)
- „Star Trek“, d. h.: „Raumschiff Enterprise“ (1966–1969), „Die Enterprise“ (Zeichentrickserie, 1973–1974), „Raumschiff Enterprise: Das nächste Jahrhundert“ (1987–1994), „Star Trek: Deep Space Nine“ (1992–1999), „Star Trek: Voyager“ (1994–2001), „Star Trek: Enterprise“ (2001–2005), „Star Trek-Filme“ (1979, 1982, 1984, 1986, 1989, 1991, 1994, 1996, 1998, 2002, 2009)
- „Star Wars“-Filme, d. h. „Star Wars Episode IV – Eine neue Hoffnung“ (1977), „Star Wars Episode V – Das Imperium schlägt zurück “ (1980), „Star Wars Episode VI – Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ (1983)
- „Die Truman Show“ (1998)
- „Unheimliche Begegnung der dritten Art“ (1977)
Erwähnte Rollenspielsysteme:
- Blue Planet
- Burning Empires
- Cthonian Stars (vorangekündigt)
- Cthulhu Tech
- Diaspora
- Eclipse Phase
- LodlanD (deutsches Rollenspiel, mittlerweile eingestellt)
- Nova
- Star Trek RPG (Rollenspiel zuletzt bei Decipher, Lizenz ausgelaufen)
- Serenity RPG (Rollenspiel zuletzt bei Margaret Weis Productions, Lizenz ausgelaufen)
- Space Gothic (deutsches Rollenspiel, mittlerweile bei Ulisses)
- Transhuman Space
- Traveller (derzeit in Deutsch bei 13Mann)
- Warhammer-40.000-Rollenspiel (in Deutsch bei Feder & Schwert)
Erwähnte Literatur:
- Isaac Asimov: „Foundation“-Trilogie und BBC Hörspiel
- Stephen Baxter
- John Christopher: „Die dreibeinigen Herrscher“ (auch: „Die dreibeinigen Monster“) und TV-Serie dazu
- Andreas Eschbach: „Solarstation“
- Robert L. Forward: „Der Flug der Libelle“
- Frank Herbert: „Dune“ (auch: „Der Wüstenplanet“)
- Stanislaw Lem (Rolands Liebling), u. a.: „Solaris“
- Frank Schätzing: „Der Schwarm“
- Karl-Herbert Scheer, Clark Darlton, u. a.: Perry Rhodan
- Jules Verne: „20.000 Meilen unter dem Meer“
- Marion Zimmer Bradley: „Darkover“-Romane
Die vier ultimativen Lesetipps der Ausgespielt-Redaktion (für die Begründung müsst ihr natürlich den Podcast hören, die tippe ich hier nicht nochmal ab):
- Roland: Dan Simmons: „Die Hyperion-Gesänge“ (Sammelband von „Hyperion“ und „Der Sturz von Hyperion“)
- Ron: Orson Scott Card: „Ender“ (Sammelband von den in Deutschland auch separat erschienen Bänden: „Das große Spiel“ sowie dessen Folgeroman „Sprecher für die Toten“)
- Sandra: Glen A. Larson, u. A.: Romane zur alten Kampfstern Galactica-Serie sowie Robert A. Heinlein: „Starship Troopers“ (auch im Heinlein im Allgemeinen)
- Jens: Neal Stephenson: „Snow Crash“
Super Folge mit interessanten Inhalten.
Um nochmal auf meine Definition von Hard Sci-Fi einzugehen, die ich auf dem Nordcon aufgeführt hatte (gibt es dieses Jahr eigentlich wieder einen?):
Im Rollenspielkontext sehe ich harte Science-Fiction vor allem als Gegenpol zur Fantasy. In fantastischen Welten sind menschliche Konzepte physikalische Größen. Es gibt die Macht des Guten/Böse, die der Liebe und des Hasses. Es gibt Lebenskraft und Ähnliches. Und der Wille menschlicher Wesen kann direkt die Welt beeinflussen (Magie, Psi usw.)
In weicher Sci-Fi kommt so etwas stellenweise auch vor (Telepathie usw.). Nach meiner Definition von harter Science-Fiction funktioniert ihre Welt nach (naturalistischen) Naturgesetzen. Diese dürfen durchaus etwas weit hergeholt sein (z. B. Überlichtgeschwindigkeitsflug), aber der Mensch muss sich darin schon einem unmenschlichen Universum gegenübersehen. Diaspora ist für mich nicht wegen des Überlichtfluges weiche Science-Fiction, sondern weil mir das FATE-System mit den Schicksalspunkten erlaubt, mir vom Universum etwas zu wünschen, womit es nicht mehr naturalistisch wäre. Das ist nichts schlimmes (Ich mag FATE.), aber etwas anderes (Man würde ja auch nicht Cthulhu mit FATE spielen und das gleiche Spielgefühl erwarten.).
Ich würde nicht sagen, dass Hard Science-Fiction keine guten Abenteuer erlaubt (dazu dieses Comic: http://www.xkcd.com/167/). Aber es erlaubt eben deutlich andere Handlungen als Fantasy. Social Fiction wäre in diesem Kontext auch als harte Science-Fiction möglich und ist meiner persönlichen Rollenspielerfahrung nach nicht nur sehr packend, sondern auch interessant existenzialistisch.
Übrigens würde ich auch nicht sagen, dass scheinbare Magie keine harte Sci-Fi ist, solange diese durch Technologie erzeugt wird. Man denke an Clarkes drittes Gesetz: Jede hinreichend fortgeschrittene Technologie ist ununterscheidbar von Magie. Daher erachte ich 2001 auch als absolut harte Science-Fiction.
Ein Buch, das übrigens auch Erwähnung verdient, ist „Träumen Androiden von elektrischen Schafen?“ von Philip K. Dick, das heute unter „Blade Runner“ verkauft wird. Das ist auch ein Buch, das ich mir schlecht in einem anderen Genre vorstellen kann.
Was grandios aber kein Roman ist, wäre „Pale Blue Dot“ von Carl Sagan. Das ist eigentlich Populärwissenschaft mit einer spekulativen Komponente, aber sie stößt sehr gute Ideen (auch für harte Science-Fiction) an.
Wie seht ihr eigentlich die Schnittmenge von Utopie/Dystopie und Science-Fiction? „Schöne neue Welt“ ist vermutlich Sci-Fi, aber gilt das auch für „1984“? Und wie sieht es mit „Ein Uhrwerk Orange“ aus?
PS: Die Transhumanismusfolge fände ich sehr spannend. Ich würde auch gerne daran mitwirken, da ich mich lange mit dem Thema beschäftigt habe und dazu auch schon einen Vortrag gehalten habe.
„1984“ ist in meiner Sicht (und da Du die Episode gehört hast, weißt Du ja, dass wir da sehr unterschiedliche Definitionsherangehensweisen haben) sicher „Science-Fiction“. Es gibt genügend Nova, wie die Videoüberwachung (heute bereits teilweise Realität, aber das sind Jules Vernes Unterseeboote mittlerweile auch) oder die „Gedankenverbrechen“ oder das „Neusprech“ (nicht alle Nova müssen in den „harten“ Wissenschaften basieren).
Auch „Uhrwerk Orange“ weißt solche auf, wie in der „Resozialisierungs-Gehirnwäsche“.
Dem würde ich zustimmen. Ich hatte halt vor allem wegen euren unterschiedlichen Vorstellungen von Sci-Fi gefragt.
SciFi Horror sind wohl eher unter den Klassikern, die man weitestgehend auch dem SciFi zurechnen könnte, zu suchen.
Ich denke da gerade an solche Sachen wie „Frankenstein oder Der moderne Prometheus“.
Eine Sache muss ich noch loswerden, und zwar schamlose Eigenwerbung. Die Anduin #100 hat das Titelthema „Reise zu den Sternen“ und das Zunftblatt #4/2010 „Space“. Darin findet sich viel Material zum Rollenspiel im Science–Fiction-Genre, unter anderem ein Artikel von mir, der Reisetechnologien in der Science-Fiction (Hyperraum, Warp-Antrieb usw.) erklärt und mit Abenteuervorschlägen versieht.
Also wenn ich mich auch mal versuchen darf, würde ich sagen, Science Fiction ist im Kern die Beschäftigung mit den Produkten von zukünftigem wissenschaftlichem insbesondere technologischem Fortschritt in einer Erzählung. Diese Beschäftigung nimmt meist entweder die Form eines Versprechens oder einer Warnung an, stellt die jeweilige Fortschrittsvision dar und beschreibt ihre Auswirkungen auf Gesellschaft und Individuen.
Ich würde das mal als Kerndefinition hinstellen. Wenn nun Definitionsprobleme auftauchen, liegt das glaube ich an zwei Problemen: Zum einen ein Problem der Dosierung. Manchmal ist der Science Fiction-Anteil so klein, dass man das Werk kaum als dem Genre zugehörig erkennt. Jurassic Park würde mir da einfallen. Dem Buch liegt eine bis heute nicht realisierte technologische Vision zu Grunde, aber eigentlich dient die beinahe ausschließlich dazu Dinosaurier und Menschen zusammen auf eine Insel zu bekommen.
Für das zweite Problem muss ich etwas weiter ausholen. Kurz gesagt viele Science Fiction-Werke sind eigentlich nur durch ein geteiltes Ideenuniversum miteinander verknüpft. Die Ursache scheint mir eine literarische Entwicklung zu sein, die alle Science Fiction-Subgenres durchmachen (alles Laienhypothese, ich bin kein Literaturwissenschaftler und man kann mich gerne widerlegen): Zunächst gibt eine Art Entdeckungsphase in der neue Fortschrittsvisionen erfunden (manchmal auch wiedererfunden) werden. Naturgemäß können immer nur einige wenige Autoren Entdecker oder Erfinder eines Novums, wie ihr das nennt, sein. Danach gibt es eine Art Phase der Reaktion, in der die Folgen dieses Fortschritts aus unterschiedlichsten Perspektiven erforscht werden. Ich würde sagen, was zum Beispeil das Thema der Raumfahrt angeht, gab es diese Phasen so in den Sechzigern / Siebzigern.
Der Effekt dieser „Goldgräberzeit“ ist, dass sich eben ein Ideenuniversum bildet, das mit jedem neueröffneten Subgenre weiter bereichert wird. So und nun kommen wir zum weiten Feld Science Fiction. Irgendwann sind die Elemente so etabliert und vertraut, dass man sie quasi als Remix-Material verwenden kann. Hier wird Science Fiction mitunter immer „softer“, weil man sich weniger an die wissenschaftliche Basis anlehnt. Vielleicht ist man mit der Basis nicht mal mehr vertraut, sondern greift eigentlich nur auf kulturelle Stereotypen zurück. Weiterhin fühlen sich viele Science Fiction-Remixer nicht mehr an den ursprünglichen Realismus gebunden, der mal nötig war, um die Idee zu etablieren, denn mittlerweile ist sie ein fester Teil der Ideensphäre.
Ich würde also vorschlagen Science Fiction aufzuteilen in genre-etablierende Werke und Literatur, die etablierte Science Fiction-Elemente aufgreift. Das heißt nicht, dass die spätere Literatur nicht auch nochmal ein völlig neuen Blickwinkel auf ein etabliertes Element eröffnen oder Elemente in ungewöhnlicher Weise verknüpfen kann, es ist nur immer seltener der Fall. Die meisten Werke erzählen einfach nur Geschichten in einer Umgebung, die die ursprünglichen Werke geschaffen haben.
Die meisten genre-etablierenden Werke sind eher Hard Science Fiction, einfach weil sie stärker an der wissenschaftlichen Basis orientiert sind, die ihnen als Inspiration gedient hat. In der Spätphase ist Hard Science Fiction dagegen eher eine Art Selbstverpflichtung zu wissenschaftlicher Nähe, häufig aus einer Ablehnung dagegen aus Science Fiction eine Art Techno-Fantasy zu machen (trotz der Ansichten Arthur C. Clarke).
Also nochmal mit anderen Worten: Ja, Science Fiction ist mitunter ein schwaches Label, aber es gibt einen Kern, eben die Darstellung und Erforschung von Fortschrittsvisionen, den man manchmal mit Hard Science Fiction einzugrenzen versucht. Und diesen Kern würde ich sogar als kulturell sehr einflussreich bezeichnen, wenn man bedenkt wie viele Menschen mit den Ideen aus dem Science Fiction vertraut sind.
Letzte Bemerkung: Ich finde Jens hat für seinen Wortwitz „Das war eine Supernova“ nicht genug (also keine) Anerkennung bekommen! 😀
Mir fällt gerade noch ein, vielleicht interessiert sich auch jemand für die Chaos Radio Express-Folge über Retrofuturismus: http://chaosradio.ccc.de/cre060.html
Trägt den Untertitel „Eine Diskussion über die Vergangenheit und Zukunft der Zukunft“ und dreht sich ebenfalls um Science Fiction und die Krise der Zukunftsdarstellung angesichts dessen, dass die Gegenwart Science Fiction-Ideen immer schneller überholt.
Sehr geiler Link auf einen sehr guten Podcast-Beitrag zu SF …
Sehr schönes Thema für uns SciFi-Nerds. 😉 Bisher hatte ich immer gedacht, der Begriff „Space Opera“ käme daher, dass man wie in einer klassischen Oper möglichst viele exotische Gestalten in farbenfrohen Kostümen sieht. Dass er sich von der Pferdeoper herleitet, war mir neu. Jedenfalls würde ich persönlich sowohl Star Wars als auch -Trek in diese Schublade verfrachten. Ersteres is klar – viel abenteuerliches Aliens-Gedöns, wenig wissenschaftliche Fundierung. Bei zweiterem sind mir eindeutig zu viele Verlegenheitslösungen (Transportertechnologie statt Landungsschiffen, fast jeder Planet hat eine atembare Atmosphäre usw.), als dass ich es zu ernsthafrter, wissenschaftzlich orientierter SciFi zählen kann.
Bissl mehr Weltraumoper als Wissenschaft kann jedenfalls für den Unterhaltungswert nicht schaden. Aber wenn ich zum Beispiel die Mass-Effekt-Teile mit Star Wars vergleiche, scheint mir, dass man auch Space Opera mit einem echten SciFi-Anspruch machen kann.
„Bissl mehr Weltraumoper als Wissenschaft kann jedenfalls für den Unterhaltungswert nicht schaden.“
Dem würde ich nicht unbedingt zustimmen. Man kann auf Wissenschaft großartiges Sci-Fi-Rollenspiel aufbauen. Nicht jeder Unterhaltungswert entsteht durch Explosionslärm im Weltall. 😛
Da sind wir durchaus derselben Meinung. 🙂 Richtig beschrieben kann z.B. die Stille im Vakuum sogar Atmosphäre schaffen. Wenigstens kann es im Innern der Raumstation / des Schiffs schonmal richtig rummsen. Überhaupt kann kaum etwas bedrohlicher wirken als eine realistische Beschreibung des Weltalls. Man kanns natürlich ausschmücken.
Auf die Gefahr hin, hier das Thema deutlich zu verschieben: Genau aus dem Grund, finde ich „2001 – Odyssee im Weltraum“ stellenweise auch ziemlich gruselig. Wie der Astronaut da in völliger Stille verstirbt, das ist schon hart.
Danke für die vielen Kommentare. Das ein oder andere greifen wir bestimmt nochmals auf.
Ach und Avi was den Supernova Wortwitz angeht muß ich dir recht geben. Aber die anderen drei schenken mir eben nie genug Annerkennung 😉
„Das ein oder andere greifen wir bestimmt nochmals auf.“
Sehr schön, dass unsere Kommentare Gehör finden. Ich freue mich schon auf eine Sendung „Realismus im Weltraum oder Kein Knall im All“ *ggg*
Ihr habt euch diesmal wirklich an ein sehr schwieriges Thema gewagt. Genre zu fassen ist eine fast unmögliche Aufgabe. Spätestens bei genauerem Hinsehen stellt man fest das die Grenzen extrem fließend sind und das gilt nicht nur für SF. Ihr habt sowas ja in euerer Diskussion schon ganz gut angesprochen.
Mein Vorschlag zum Thema Film und SF (in der Literaur sind die Verhältnisse schon noch etwas anders, Hard SF gibts nicht im Film) wäre ein Modell das die SF im Verbund sieht mit Horror und Sword & Sorcery Filmen unter dem Metagenre Fantasy. Diese drei Formen liegen sich mit ihren Elementen sehr nahe, haben aber jeweils andere Gewichtungen.
Beispiel: Alien. SF oder Horror? Die Ikonography zeigt allerlei was wir der Science Fiction zuordnen. Aber im Kern findet sich ein Horrorplot, die SF Elemente stehen dabei im Hintergrund.
Letztlich gibt es immer ein Zentrum dem man sehr deutlich eine ganze Reihe von Bestandteilen zuordnen kann – Roboter, futuristische Städte, Begegnungen mit Außerirdischen, Fantastische Technologie, Wissenschaftler (verrückt oder nicht)… je näher man sich diesem nähert (das gilt auch für Standardsituationen die den Plot bilden) desto mehr und eindeutiger lässt sich der Film zuordnen. Ich denke mal bei Rollenspielen verhält sich das ganz genauso.
Ich mag auch noch mal euer Spiel weiterführen, mit DEM SF Roman der im Gedächtnis blieb. Aus der Perspektive das SF auch unterhalten darf: Harry Harrison – Der Stahlrattenzyklus. Der Held ist eine Art eleganter futuristischer Freibeuter, der sich durch seine Intelligenz und seinen Einfallsreichtum auszeichnet. Hat viel Witz und Aktion aber steckt augenzwinkernd voller Gesellschaftskritik.
P.S.: Danke für eure Podcasts, machen wirklich Spaß.
Ich habs endlich auch geschafft die neuste Folge zu hören und bin begeistert wie immer. Schade, dass ihr das Rollenspiel zum Thema „Space Opera“, das ihr immer wieder genannt habt, dann doch nicht genannt habt, zumal ihr ja der einzige Podcast seid, der über NOVA berichtet hat 😉 Aber mal Spaß beiseite weil Ernst kommt:
Mir ist nie aufgefallen, wie schwer diese Abgrenzung ist, die ihr da versucht, ihr tragt also aich zu meiner Weiterbildung bei. Eure Literaturtipps werd ich mir auch mal zu Gemüte führen, da ich – Asche auf mein Haupt – von denen noch gar nichts gelesen habe. Vor allem „Snow Crash“ werd ich wohl demnächst mal lesen, da es ja – leider leider – die Einzige etwas ausführlichere Erwähnung des Cyberpunk, den ich als Genre sehr schätze und mag. Aber vielleicht kommt ja mal eine Fortsetzung dieser Folge 😉
Ich bin etwas hintennach mit meinen Podcasts, daher der (zu) späte Kommentar. Aber die Diskussion war sehr anregend (ich wäre auch gerne ins Wort gefallen), also fühle ich mir zur Äußerung bemüßigt.
Zum einen möchte ich Ron recht geben, wenn es darum geht, einen Plot nach Campbell (The Hero with a Thousand Faces) auf sein Grundgerüst zu reduzieren, dann geht das etwas an der Diskussion um Genres vorbei. Diese ganze Geschichte „Es gibt nur X Plots“ steht der Idee von Genre sogar diametral entgegen. Wenn es nur ein, zwei, drei oder elf Plots gibt, dann gibt es auch keine Genres, bzw. wären die halt nur Ausgestaltungen der grundlegenden Plots. Was uns bei der Definition von Genres nicht gerade weiterhilft.
Zur SF im Unterschied zu anderen fantastischen Literaturarten habe ich mal eine interessante Theorie gehört. Es gibt drei Arten, das Unerklärliche zu erklären: Magie, Religion und Wissenschaft. Das würde dann den drei Genres Fantasy, Horror und SF entsprechen – wenn man sieht, wie stark klassischer Horror religiöse Tabus nutzt, dann ergibt das schon Sinn.
Bei einem Klischee möchte ich noch einhaken. SF sagt die Zukunft voraus. Ist sicher nicht so wichtig. Es gibt sogar SF, die in der Vergangenheit spielt. SF handelt viel mehr von gesellschaftlichen Tendenzen der Gegenwart, die, um sie zu überspitzen, in eine fiktive Zukunft (oder wohin auch immer) versetzt wird. Sehr oft geht es dabei wirklich um gesellschaftliche Entwicklungen, SF ist also vor allem im Gegensatz zu Horror ein Genre, wo es um soziale Gefüge eher geht als um das Individuum (der Zombie-Film ist hier eine nette Kreuzung). Philip K. Dick hat sich einen Dreck um Wissenschaft oder die Zukunft geschert, ihm ging es darum, ein Zerrbild unserer Welt zu entwickeln, um seine offenen Fragen und Ideen darzustellen. Viele seiner Geschichten stammen aus den 60ern, spielen in den 1990er-Jahren und sind dennoch heute brandaktuell. Weil in den 50ern und 60ern gesellschaftliche Tendenzen spürbar wurden, die bis heute immer nur relevanter geworden sind (Entfremdung, Paranoia, Vernetzung, …)
Zwei wichtige Subgenres wären übrigens noch Science Fantasy (da würde ich Star Wars einordnen und eher nicht in der Space Opera oder der Soft SF) und Planetary Romance (Darkover ist der Klassiker).
Dass man sich mit einer klaren Definition des Genres schwer tut, ist ganz klar. Das Genre ist die Summe vieler Teile, die Kombination gewisser Versatzstücke aus Handlung, Setting und Charakteren, einer Marketingentscheidung und der Weiterentwicklung eines Genres, das selbst als Abart der Pulp Magazines entstanden ist. Eine feste Definition gibt es hier nicht, kann es nicht geben, es gibt eher Prototypen, die gegen außen halt schwammiger werden und mit anderen Genres überlappen.
Übrigens: The Truman Show ist eindeutig Science Fiction, ist das Drehbuch doch sauber von einem Roman von Philip K. Dick aus den 50er-Jahren abgekupfert (Time Out of Joint).
Endlich angefangen, die Episode zu hören, wenn auch noch nicht durch – hat ja eine epische Länge, die mir durchaus gut gefällt. Ebenso, dass es diesmal kontrovers wurde.
@Soft-SF: Ich dachte, dass wäre immer so definiert: alles was nicht Hard-SF ist … ^^
@Children of Men: Da weiß ich gar nicht, ob ich das wirklich als SciFi einordnen würde. Sind Dystopien (wie Utopien) tatsächlich Untergruppen der SciFi oder eher eigene Gruppen, die eine große Schnittmenge mit SciFi hat.
@Zurück in die Zukunft / Rausschneiden der Technik: Matrix wäre imho auch so ein Film, indem man das technikelement nicht rausschneiden könnte, abgesehen von einer Fantasy-Illusionsvariante.
So, durch, feiner Epic-Podcast.
@Mork vom Ork / Alf: Hatte vor etwa einem Jahr „Hinterm Mond gleich links“ erstmals gesehen, urkomisch – und schlägt ja in eine ähnliche Kerbe. Und der kleine Junge ist ja mittlerweile bei Inception groß geworden. Apropos, das wäre evtl. noch n Beispiel für n Film, der sich auch schwer in Nicht-Phantastik übertragen lässt.
@Alien-Rollenspiel: Laut wikipedia: „Aliens ist ein Spiel von 1991 das auf die Alien-Filmreihe aufbaut und von Leading Edge Games publiziert wurde.“
-> http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Pen-%26-Paper-Rollenspiele
Ich hatte es schon bei den Masterbooks von West End Games verortet.
@Warhammer 40k: lustig, dass Universum findet sich bei Wikipedia bei moderne Dystopien.
-> http://de.wikipedia.org/wiki/Dystopie
Drei SciFi-RPGs fehlen noch: Raumhafen Adamant, Justifier (beide Ulisses) und das noch kommende Starslayers, einer Dungeonslayers-Variante im Kommen.
Insgesamt war die Folge sehr anregend!!!
Und, jetzt muss ich mich schämen, SpacePirates …
Beispiel für Hard SF:
Planetes => Manga Serie
http://www.animenewsnetwork.com/encyclopedia/anime.php?id=2654
Auch als Hard SF meines Erachtens klassifizierbar: Wall-E
http://www.imdb.com/title/tt0910970/
Warum WallE? Die Emotionalisierung von Robotern einerseits ist etwas, was stets SF Literatur begleitet hat; zudem wird – wenn auch als Trickfilm – die drastische Ökokatastrophe der Erde und die körperliche Degeneration der menschlichen Zivilisation in einem vollautomatisierten, durch eine KI beherrschten Raumschiff zum Gegenstand gemacht, welches als Kulisse für eine ganz typische Liebesgeschichte – halt zwischen „emotionalen Robotern“ – erzählt wird.
Deshalb würde ich grundsätzlich als These aufstellen, dass die Kategorie Hard/ Soft-SF mit der erzählten Geschichte nur mittelbar zu tun hat.
Was Hard-SF von Soft-SF gegeneinander abgrenzbar macht, ist meines Erachtens auch die totale Gefahr für Leben in jeder insbesondere naturwissenschaftlichen, aber durchaus auch eher „systemischen“ Art und Weise – naturwissenschaftlich: Vakuum, unverlässliche Technologie, Alterungsprozesse, medizinische Probleme durch biologische/ chemische Gefahren auf fremden Welten in fremden Kulturen; systemisch: Gesellschafts-/Polit-/Ökonomie-/Militärsysteme, also Dystopie, Post-Apokalypse etc.
Ob Zombies und Magie aus dem Bereich der Hard SF herausfallen, halte ich für vertretbar, aber nicht für zwingend. All Tomorrow’s Zombies und generell neuere Zombie-Erzählungen versuchen sich an naturwissenschaftlichen Hintergründen für Zombies. Und Magie begriffen als eine Aushebelung der Naturwissenschaft innerhalb klassischer naturwissenschaftlichen Paradigmen könnten sich in Form der Durchbrechung der für uns ausschließlich wahrnehmbaren drei Dimensionen erklären lassen; immerhin haben wir naturwissenschaftlich schon zahlreiche weitere Dimensionen erschlossen (übrigens ja auch ein Konzept aus Event Horizon). Magie ist damit meines Erachtens durchaus eine im Hard SF Bereich einsetzbare Komponente.
Nun, wie lassen sich Hard- und Soft SF in der Rollenspielerei umsetzen?
Zum Beispiel, indem das Regelsystem und das jeweils gewählte Setting eben die Besonderheiten der gewählten Fiktion zum Gegenstand machen und nicht bloß als Kulisse und Requisite mibringen.
(Wie ihr laviere auch ich in diesem Thema nur herum; aber vielleicht konnte ich ein wenig zu den Überlegungen beitragen.)
Ah gut. Hier hattei ch den Titel „Das Jahr der Flut“ her. Na dann kann ich ja beruhigt weiter an meiner These tippeln. ^^