„Ich finde, ihr habt beide Unrecht!“
In dieser Folge lösen wir ein altes Versprechen ein – und stoßen dabei an die Grenzen des Menschseins selbst vor. Wir umkreisen mehr oder weniger erfolgreich elementare philosophische Fragen und geben Tipps für das Leben nach der Singularität.
Außerdem gibt’s jede Menge Lese- Guck- und Spieltipps:
zur Sache:
- Das transhumanistische Manifest (eigentlich „Deklaration“ – englisch)
- Vernor Vinge: „Technological Singularity“
- Quizz: Bist du ein Transhumanist oder Bio-Konservativer (englisch)
- Craig Venters „synthetisches bakterielles Genom“
- Hirndoping mit Ritalin
- Turing-Test
- Strategien zur Bekämpfung des Alterns von Aubrey de Grey („Zauselbart“)
- Das simulierte Rattenhirn
- Dyson-Sphäre
- Matrjoschka-Gehirn (englisch)
- Norns (aus den Creatures-Spielen) in britischen (nicht amerikanischen) Flugzeugen
- Unsere Science-Fiction-Episode
zum Schmökern:
- Terry Pratchett: „Die Gelehrten der Scheibenwelt“
- Robert Louis Stevenson: „Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde“
- Stanislav Lem: „Die Sterntagebücher“
- Hannu Rajaniemi: „Quantum“
- Richard Morgan: „Das Unsterblichkeitsprogramm“
- Charles Stross: „Accelerando“ und „Singularity Sky“
- Cory Doctorow: „Backup“ und „Upload“
- Doctorow & Stross: „The Rapture of the Nerds“
- Dan Simmons: „Hyperion“
- Stephen Baxter: „Multiversum – Zeit“
- Stephen Baxter: „Zeitschiffe“
- Nancy Kress: „Bettler in Spanien“
- Ian McDonald: „Necroville“
- Comic: „Transmetropolitan“
zum Gucken:
- Surrogates
- Star Trek im allgemeinen
- Star Trek: Transporter-Technologie
- Star Trek – The Next Generation: „Riker : 2 = ?“
- Star Trek – Voyager: „Tuvix“
- Ijon Tichy Raumpilot
- Seaquest DSV
- Matrix
- Strange Days
- Avatar
- Gattaca
- Total Recall (nur echt mit Arnie!)
zum Daddeln:
Und worum gehts hier noch mal (nicht nur)? Richtig!
Ich muss gerade gestehen, dass ich mit dem ganzen Begriff nicht wirklich viel anfangen kann. Das ganze klingt im Moment noch ziemlich wirr. Ich schaue mal nach, ob ich irgendwo an einen der erwähnten Romane herankommen kann.
Nur eine Frage habe ich jetzt gerade: Von wann stammt der Begriff „Transhumanismus“ jetzt in etwa, wie ihn Jens eingeführt hat? (Dass das Ding deutlich älter ist, habt ihr ja bereits selbst gesagt.)
Weil irgendwie musste ich in den ersten Erklärugnsansätzen (oder auch versuchen) eurer Thematik tatsächlich an Lem denken. Allerdings halt nicht an solche Dinge wie die Sterntagebücher (die liegen bei mir immer noch auf dem SuB) sondern an den Essay-Band „Summa Technologiae“ (der ja irgendwo von Ende der 60er stammt). Lem vertritt ja durchaus darin dei Auffassung, dass man zuerst eien technologie entwickeln (und an dem Menschen dann entsprechend austesten sollte) und im Anschluss daran erst ein Urteil anhand des Ergebnisses fällen sollte. (Was ja durchaus auch schon als ganz schlimmer Technologie und Wissenschafts-Positivismus gedeutet werden kann.)
Und das ganze wird dann mit dem hinweiß, dass man mit einer neuen Technologie gegen ein unerwünschtes Ergebnis wieder angehen könnte. Und in „Rückkehr von den Sternen“/“Transit“ beschreibt er ja auch noch das Problem sehr stark, was sich dahinter verbergen kann. (Auch wenn dort noch keine Körper-Kopien durchgeführt werden.)
Irgendwie erinnert mich das ganze jetzt nach dem hören der Folge doch sehr stark daran. Oder wird Lem auch schon zur transhumanistischen Debatte mit herangezogen?
Wikipedia meint, dass von vielen Transhumanisten Nietzsche (1844–1900) als Ahnherr angesehen wird (Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Transhumanismus), die ersten Züge sind aber wohl bereits im 17. und 18. Jahrhundert angesiedelt.
Ich wage aber mal zu behaupten, dass der Begriff erst in den 80-er Jahren salonfähig wurde, als
die Digitaluhren mit Mini-Taschenrechner modern wurdenGibsons Neuromancer-Trilogie den Cyberpunk startete und Cyborgs statt Roboter auftraten.Ich glaube, Cyborgs, also Leute mit implantierter Technik, gab es da schon. Kann mich sehr nebelhaft an irgendwelche Perry-Rhodan Romane bestimmt Anfang der 80er, wenn nicht früher, erinnern, in denen so jemand vorkam. Was Gibson halt neu dazugebracht hat, war, dass man sich mit einem Computer vernetzen und quasi mit seinem ganzen Bewusstsein in virtuelle Realitäten abtauchen kann.
Uha… wenn sich der Transhumanismus also tatsächlich „Jenseits von Gut und Böse“ bewegt stellt sich mir ja eher die Frage, wie die Autoren die Thematik des Scheiterns in ihren Romanen verarbeitet haben. Die ist ja bei Nietzsche fast schon wesentlich wichtiger als das Erreichen des Übermenschen.
Sehr schöner Podcast. Gut zusamengefasst und auch die Probleme der Transhumanismus-Idee nicht außen vor gelassen.
Ich hab mir vor ein paar Wochen „Eclipse Phase“ zugelegt und muss jetzt nur noch jemanden zum Spielen überreden. Das Teil ist wirklich sehr auf Spielbarkeit ausgelegt, man hat unglaublich viele Möglichkeiten. Nicht nur als Spieler für den Charakter (biokonservativer Menschen bis zum Mensch 2.0 mit allem möglichen genetischen, implantierten Schnickschnack, über Uplift-Schimpansen, Delphinen usw. bis hin zu KIs), sondern auch als Spielleiter, der seine Abenteuer von Horror- über Hard SciFi bis hin zu Stargate-ähnlichen „Fernerkundungen“ gestalten kann.
Der jeweilige Körper des Charakters wird übrigens „Morph“ genannt, nicht Body. Und ich denke, Oktopi sind nicht nur wegen der vielen Arme potentiell fürs Upliften geeignet (die man in der Schwerelosigkeit ja gut gebrauchen kann – es gibt keine künstliche Schwerkraft außer durch Rotation), sondern auch, weil ihr Gehirn wohl als besonders geeignet dafür gilt. Wenn ich mich recht erinnere, haben sie sogar eine effektivere Nerven-Signalübertragung als wir.
Als Vorläufer des Transhumansismus in der SciFi hätte ich vielleicht noch Philip K. Dick sowie dessen Verfilmungen genannt. Seinerseits beim Blade Runner habe ich mir zum ersten Mal die Frage gestellt, wo hört die Maschine auf, vor allem, wenn sie aus biologischen Bestandteilen besteht (wie das ja im Film im Gegensatz zur Vorlage ist) und wo fängt der Mensch an.
Wenn ich jemals eine Eclipse-Phase-Sitzung leiten sollte, wird das „Hochladen“ eher ein sehr teurer und problematisch werden, damit die Charaktere nicht ihre Morphs wechseln wie ihre Unterhosen. Quantenteleportation biette sich da an, da laut Herrn Prof. Zeilinger beim Auslesen das Original zerstört wir.
Ich würde ja nicht das „Hochladen“ teuer machen, sondern einfach die Sleeves (oder meinetwegen Morphs). Wer sich gerade nix besseres leisten kann, wird dann halt in einen absolut billigen Sleeve dekantiert, der arge soziale und körperliche Probleme bekommen kann. Das ist schon fies genug … 😉
Wer genügend Geld hat, soll sich aber gerne hin- und herdekantieren und den Sleeve nach Gusto und aktueller Problemstellung wählen. Das ist ja gerade das tolle am Setting.
Ich hab mal bischen nachgelesen. Es ist tatsächlich so, dass Morphs sehr teuer sind (bis auf die einfachsten, die eh keiner will), aber es gibt auch sowas wie ein Resleeving-Trauma. Für die Leute, die Eclipse Phase nicht kennen: Resleeving nennt man den Vorgang des Herunterladens des Egos (Geist, Bewusstsein) in einen neuen Morph (Körper). Man kann seinem Charakter zB eine Fähigkeit geben, dass er sich besonders schnell in einen neuen Körper „einlebt“, was wohl bedeutet, dass andere damit erhebliche Probleme haben können. Ich stelle mir sowas schon ziemlich gruselig vor, auch wenn man darauf vorbereitet ist.
Dass (reiche) NSCs damit kein Problem haben mögen, meinetwegen, aber wenn die Spieler, je nachdem, welche Situationen sie in einem Szenario erwarten, ihren Charakteren drei-, viermal am Tag einen neuen Körper verpassen könnten, birgt für mich die Gefahr, dass das ganze schnell ins Alberne abgleitet.
Aber scheinbar brauch ich da nicht viel am System rumzuschrauben, da es sowas schon vorsieht.
Vielleicht könnte man auch bei jedem Resleeving ein gewisses Risiko einbauen, das etwas schief läuft und der Charakter z.B. Amnesien oder geistige Schäden erleidet.
Auf jedem Fall sollte das Resleeving/Dekantieren Stress erzeugen, ja. Aber wenn ich soetwas schon spiele, dann will ich das auch auskosten, mal andere Körper mit dem gleichen Charakter auszutesten – und gleichzeitig interessiert es mich dann auch, wie das ist, einer Kopie von einem selbst zu treffen.
Gibt Eclipse Phase eigentlich Regeln an die Hand, wie das am Besten geregelt wird? Spielt „meine Kopie“ der SL oder ich selbst?
Sehr gute Frage. Soweit war ich noch gar nicht, aber ich hab gerade was dazu unter der Überschrift „Handling Forks“ gefunden. Spielleiter werden dazu ermutigt, Spieler ihre Forks (kurzfrisitge Kopien) selbst spielen zu lassen. Sie werden jedoch als eigenständige Personen mit ab dem Forking eigenen Erfahrungen angesehen. Bei Bedarf soll der Spielleiter aber dann eingreifen und die Rolle des Forks übernehmen.
Es gibt noch ein anderes Argument für das schnelle Wechseln des Morphs: Reisen im Sonnensystem. Bei den recht langen Transitzeiten gerade im äußeren Sonnensystem, ist es wesentlich schneller sich als Infomorph durch das All schicken zu lassen.
Ja, das macht Sinn. Wobei reicht es da nicht aus, einfach nur die „Daten“ zu senden? Oder nennt EP dies „Infomorph“?
Letzters. Um das Eclipse Phase-Grundbuch zu zitieren:
Ah, danke.
OK, für den Spielspaß ist das sicher besser, dass die Charaktere nicht Monate im Raumschiff verbringen. Trotzdem – bei ständigen Morphwechseln fürchte ich, geht bissl der Bezug zum Charakter verloren, den man in anderen Rollenspielsystemen entwickelt. Ich sag ja auch nicht, dass man immer im gleichen Morph bleiben soll, nur, dass man einen Wechsel eher als einschneidende Veränderung spielen soll denn als „Klamottenwechsel“ ohne Belang (wie gesagt, reiche und gelangweilte Glitterati, die damit kokettieren, mal ausgeschlossen).
Ich denke da gibt es zwei Ebenen: Man kann den Infomorph, als das was bei anderen Rollenspielen der Charakter mit Körper ist betrachen, und die wechselnden Körper, die er verwendet, haben mehr den Status von Ausrüstung. Es gibt abstrakt also keine wirkliche Unterscheidung zu anderen Spielen und der Rest ist eine Frage der Einstellung.
Was uns zur zweiten Ebene bringt, die philosophische Auseinandersetzung, die die Freiheit Körper zu wechseln, innerhalb des Rollenspiels erlaubt. Für einige Charaktere bedeutet ein Körperwechsel, einen Verlust ihrer Menschlichkeit, und sie vermeiden ihn soweit es geht. Andere finden nichts dabei. Je nach Umgebung können diese Einstellungen, die sich irgendwo auf der Skala von biokonservativ bis post-menschlich verorten, positiv oder negativ aufgenommen werden. Und ich glaube Spieler werden das letztlich ähnlich sehen, weshalb das Setting vermutlich auch so ein breites Spektrum ermöglicht. Diese Technologie ist noch nicht wirklich absehbar, wir wissen also nicht, ob ein solcher Körperwechsel eine schwere Krise oder nur ein wenig unbehaglich ist. Es bleibt also Spielleiter und Spielern überlassen, wie sie das umsetzen wollen.
Für manche Taktiker wird das aber ständige Wechseln aber evtl. auch ein großer Spielspaßfaktor. Sie fallen „einfach“ in einem Szenario immer wieder auf ihr letztes Backup zurück und haben so einen alten Speicherstand des Spiels zurück. Und können die eben noch misslungene Konfrontation einfach mit einer anderen Strategie angehen.
@Dietmar: Dann haben wir irgendwie zwei verschiedene Fassungen von „Träumen Androiden von elektronischen Schafen“ gelesen. Zumindest in der mir bekannten Fassung wird erzählt, dass das komische Testverfahren der Bladerunner deswegen notwendig ist, weil die Andys aus biologischen Komponenten gefertigt werden und daher nur 4 Jahre alt werden können.
Zunächst mal einige Ergänzungen, angefangen mit Rollenspielen:
Free Market / Project Donut: Ein Rollenspiel von Luke Crane und Jared Sorensen ebenfalls ein transhumanistisches Setting, erforscht vorallem die Möglichkeiten einer Schenk- oder Reputationsökonomie. Kann ich sehr empfehlen da mal einen Blick drauf zu werfen, weil das Free Market ein ganz anderes Spielgefühl erzeugen will. Leider kommmt man nicht so einfach an die Spielmaterialien: http://projectdonut.com/
Sufficiently Advanced: Ein Indie-Rollenspiel, wo von Künstliche Intelligenzen vollbrachte technologische Durchbrüche der Menschheit die Ausbreitung in die Weiten des Weltraums ermöglich haben: http://rpggeek.com/rpg/1147/sufficiently-advanced
Nova Praxis: Ein transhumanistisches Rollenspiel für FATE, derzeit noch in Entwicklung: http://voidstar.squarespace.com/nova-praxis
Ich würde noch SLA Industries und Underground nennen. Die kann man auch in den Cyberpunk-Bereich platzieren. Sie konzentrieren sich auf genetische oder biotechnologische Verbesserung. In Underground kommen auch extra gezüchtete „Untermenschen“ vor, die mit verminderter Intelligenz geboren werden.
Vielleicht eher am Rande: Diaspora, das ihr glaube ich schonmal besprochen habt. Da gibt es ja auch die T4 Technologieklasse „on the verge of collapse“, die Themen wie ewiges Leben oder künstliche Intelligenzen aufgreift. Und zwei GURPS-Bücher: Uplift http://www.sjgames.com/gurps/books/uplift/ und Bio-Tech http://www.sjgames.com/gurps/books/bio-tech/
Bei den Computerspielen würde mir Sid Meier’s Alpha Centauri einfallen, wo transhumanistische Themen aufgegriffen werden. (Gibt auch ein GURPS Alpha Centauri.) Bei Filmen sollte man natürlich den Anime Ghost in the Shell erwähnen, der sich genau um die Fragen der Identität modifizierter Menschen dreht.
Dann wollte ich noch einen Punkt ansprechen, den ihr nur gestreift habt, die sozialen Utopien/Dystopien des Transhumanismus. Gerade Eclipse Phase beschäftigt sich intensiv mit ökonomischen Modellen von der Weiterentwicklung des Kapitalismus mit den Hypercorps zu den alternativen ökonomischen Systemen im äußeren Sonnensystem. Aus diesem Grund steht das Rollenspielsystem ja auch unter einer Creative Commons License und wurde von den Entwicklern selbst in Tauschbörsen hochgeladen. Das ist praktisch Teil eines Experiments mit diesen Ideen. Und Free Market treibt das nochmal auf die Spitze, weil die Spieler hier in einer post-scarcity-Welt spielen können. Mir fällt das auch besonders auf, da ich gerade 2312 von Kim Stanley Robinson lese, wo es ebenfalls um die postkapitalistischen Ökonomien der Zukunft geht. (Robinson steht der Singularitätsidee glaube ich eher skeptisch gegenüber, in dem Roman gibt es aber auch solche Elemente wie implantierbare Quantencomputer, ähnlich der Musen in Eclipse Phase, und das Accelerando-Konzept kommt auch vor).
Eclipse Phase diskutiert auch noch andere Phänomene wie die Fähigkeit enzyklopädisches Wissen jederzeit parat zu haben und die sozialen Normen, die sich darum entwickeln. Und die neuen Formen sozialer Ungleichheit, wenn Armut gleichzeitig bedeutet, einen weniger befähigten oder gar intentional in seinen Möglichkeiten beschränkten Körper zu besitzen. Also ich glaube hier hätte man in die avisierten Konsequenzen transhumanistischer Entwicklungen besonders im wirtschaftlichen Bereich noch etwas tiefer eintauchen können.
Zum Schluss vielleicht noch einige allgemeine Hinweise zum Transhumanismus:
Es gibt De:Trans, die Deutsche Gesellschaft für Transhumanismus: http://www.detrans.de/home.html
Das englischsprachige h+ magazine ist eine gute Anlaufstelle für Artikel zum Thema: http://hplusmagazine.com
Deutschsprachig gibt es sowas wohl nicht. Aber ich wollte mir immer schonmal diese Telepolis-Sonderheft Mensch+ bestellen: http://www.heise.de/tp/buch/buch_51.html Bin aber noch nicht dazu gekommen, kann also nicht sagen, ob es sich lohnt.
Zwei Ergänzungen noch:
Beim Rollenspiel C°ntinuum geht es zwar eigentlich um Zeitreisen, aber ich würde sagen, es gibt da auch deutliche transhumanistische Züge. Vorallem ist dort sehr schön abgebildet, dass man sich immer von der menschlichen Normalität entfernt, je älter man wird: http://en.wikipedia.org/wiki/Continuum_(role-playing_game)
Dann wollte ich nochmal hervorheben, dass ich Cory Doctorows Erstling Backup, auf Englisch Down and Out in the Magic Kingdom, sehr empfehlen kann. Das Buch hat zwar seine Schwächen, aber die Beschreibung der transhumanistischen Realität geschieht mit einer erfrischenden Leichtigkeit. Liegt glaube ich auch an seiner Sprache, weshalb ich tendenziell die englische Version empfehlen würde, ohne freilich die deutsche zu kennen. In dem Buch geht es auch um post-scarcity und eine Reputations“währung“ namens Whuffie. Da ihr nochmal eine Cyberpunk-Folge machen wollt, würde ich vorschlagen, post-scarcity, also eine Wirtschaft in der es keine bzw. kaum knappe Güter gibt, als Gegenentwurf zum Cyberpunk mitzuerwähnen. Wie ja auch der Transhumanismus letztlich ein positiveres Bild der Zukunft zeichnet (wenn man nicht gerade biokonservativ ist).
Was ich aber eigentlich sagen wollte, auch Cory Doctorows Romane stehen unter einer Creative Commons Lizenz. Auf seiner Homepage http://craphound.com sind seine Bücher rechts untereinander aufgelistet. Zu jedem Buch gibt es eine eigene Seite und da gibt es oben in der Navigationsleiste meist einen Punkt „Download for Free“. Zum Beispiel auch für „The Rapture of the Nerds“. Dieses Entgegenkommen des Autors finde ich sehr unterstützenswert, insofern kann ich nur anregen etwas zurück zu geben, wenn man davon profitiert. 🙂
Ich dachte, wir wären auch auf „Backup“ eingegangen, die Aufnahme ist nun halt schon ein paar Tage her … 😉 Ich habe es zugegebenermaßen nach der Hälfte weggelegt, weil es irgendwie langatmig wurde, mochte aber das Setting mit den Wobbles (?), während mich das Backup-Datenverlust-Dilemma irgendwie weniger faszinierte als im später gelesenen „Das Unsterblichkeitsprogramm“ von Morgan.
Ihr erwähnt das Buch auf jeden Fall, wobei ich in dem Moment nicht so genau hingehört habe, weil ich es nur unter seinem englischen Titel kannte, und erst hinterher festgestellt habe, wie es auf Deutsch heißt. Ich wollte nur noch mal hervorhoben, dass es mir sehr gut gefallen hat. Das Buch hat gegen Ende einen netten Twist, den ich so nicht habe kommen sehen. Aber man muss auch sagen, dass Ende empfand ich nicht wirklich als Abschluss, gibt auch keine wirklich Botschaft oder so.
Wobbles? Meinst du Whuffie? Das ist der Reputationsindex.
Ich meinte den Index, ja. Ist eine Zeit her, dass ich das Buch abgebrochen habe, sorry. 🙂
Und noch ein kleines Update, das erwähnte FATE-Rollenspiel Nova Praxis (präziser Strands of Fate-Rollenspiel) ist heute auf Kickstarter gegangen:
http://www.kickstarter.com/projects/804836187/nova-praxis-a-transhuman-sci-fi-fate-role-playing
Und führe mich nicht in Versuchung … Argh … Hmm … „Strands of Fate“-Engine. Letzteres fand ich ja etwas zu feingliedrig und nicht mehr so elegant wie das bisherige FATE. Aber dafür …
Darf ich etwas überlegen? Bitte? 😉
Ich glaube, da nach einem Tag, die Hälfte des Geldes schon zusammen ist, kannst du dich entspannt zurücklehnen. Allerdings wenn man mal weiter unten bei Stretch Goals schaut, je mehr gespendet wird, desto attraktiver ist es zumindestens die 15$ für das PDF auszugeben. Also musst du wissen, wie lange du widerstehen kannst. 😉
Ist ja gut, ist ja gut. Ich kann definitiv noch –2 Minuten durchstehen, sprich: gerade gebackt … 😉
Endlich die von mir lang ersehnte Transhumanismusfolge. Ganz großes Kino. (bzw. Podcast)
Fürs Protokoll: Wenn menschliches Denken eine rein emergente Eigenschaft physischer Prozesse ist (und alle bisherigen Belege zeigen dies), dann ergeben zwei identische mentale Strukturen zwei identische Personen. Die Frage, wer Kopie und wer Original ist, ist schlicht unsinnig. So funktioniert Materie einfach nicht – die beiden wären ununterscheidbar.
Naja, wenn man die Position (und eigentlich auch den Impuls) aller Materieteilchen, aus denen eine Person aufgebaut ist, in einem Moment bestimmen könnte, und dann andere Materie verwendet, um nach diesem Bauplan die Person nocheinmal herzustellen, würde ich bei der zweiten Person schon von einer Kopie sprechen. Sie besitzt nicht die gleiche körperliche Kontinuität wie das Original. Allerdings, und damit stimme ich indirekt dann doch zu, diese Unterscheidung ist im Bezug auf die Identität der Person oder ihren individuellen Anspruch auf Kontinuität kaum bedeutungsvoll.
Selbst wenn die Kopie instantan erzeugt werden könnte, würde zwischen Kopie und Original sofort eine „Drift“ einsetzen, weil sie nicht aus der gleichen Materie aufgebaut sind und nicht die gleichen Raumzeit-Koordinaten haben. Die geringe Menge radioaktiver Materiebausteine des Körpers unterliegt zum Beispiel zufälligen Zerfallsereignissen, selbst der scheinbar identische Körper wäre also in dieser Hinsicht nach kurzer Zeit unterschiedlich. Entscheidender ist aber, dass die Umweltinteraktion einen Energie- und Materieaustausch bewirkt, der die beiden Körper unterschiedlich werden lässt. Also Veränderungen in den Neuronennetzwerken, Hormonspiegel, Genaktivierungsmuster, Gewebs- und Organzustand.
Um länger also 0 Sekunden zwei identische Personen zu haben, müssten man sie schon an die gleiche Position in zwei identische Universen stecken, und dann könnte man anfangen sich über Determinierung zu unterhalten. 😉
@Orakel: kann sein, dass ich von den „elektronischen“ Schafen irregeführt werde, aber irgendwie war ich war der Überzeugung, dass in Dicks Originalversion eher klassische Roboter gemeint waren. Kann mich aber irren.
@Lichtbringer: dass Denken ein rein körperliches Phänomen ist, will ich gar nicht bezweifeln, aber für bewiesen halte ich nicht, dass sein Ursprung deshalb auch physisch sein muss. Ich werde mich jetzt mal ganz weit aus dem Fenster lehnen und auf Wissenschaftler wie Prof. Ian Stevenson und Dr. Bruce Greyson hinweisen (ja, die halte ich für echte Wissenschaftler, kein Witz). Persönlich glaube ich, dass, selbst wenn jemand alle physische Information komplett kopiert und eine Kopie von mir anlegt, das nicht ich sein werde sondern – naja, jemand anders. Aber ich bin ja auch kein sehr wissenschaftlicher Mensch.
??? Körperlich und physisch sind identische Begriffe. Das eine ist bloß griechisch. Ich bitte um Klärung.
Ich vertehe nicht, wo hätte ich denn die Begriffe unterschiedlich benutzt? Was ich meine: ich glaube, dass selbst wenn jemand alle physischen Informationen (= wo sich welches Molekül, Atom, subatomares Teilchen in meinem Körper gerade befindet, welchen Spin es hat, wohin es sich bewegt, womit es gerade reagiert usw.) kopieren könnte und anderswo wiederaufbauen könnte (oder wenn das auch nur mit den Teilchen in meinem Gehirn gemacht wird), diese Kopie von mir (oder meines Verstandes) nicht zwingend ich sein werde. Mit anderen Worten (das ist die Stelle, wo mich alle für verrückt erklären werden): ich denke, dass es etwas gibt, dass auf den Körper einwirkt, selbst aber nicht körperlich ist und das uns zu Individuen macht. Nenn es meinetwegen eine Seele oder körperloses Bewusstsein oder was auch immer.
Im Grunde vertrittst du damit ja die Philosophie des Dualismus.
Damit bist du ja nicht allein und in guter Gesellschaft mit Geistesgrößen von Plato bis Descarte.
Wenn ich mir aber die Erkenntnisse der Neurowissenschaften ansehe so spricht meiner Ansicht nach mehr für das Materialistische Weltbild.
Gehirnscans zeigen immer wieder, dass wir Entscheidungen im Gehirn treffen bevor unser Bewusstsein sie wahrnimmt und anschließend als freien Willen rationalisiert. Auch die Tatsache, dass Verletzungen am Gehirn einhergehen mit Veränderungen der Persönlichkeit ist ein Zeichen dafür, dass der „Geist“ tief verwurzelt ist in der biologischen Funktion des Gehirns.
Aber letztlich sind dies natürlich alles keine endgültigen Beweise für Existenz oder Nicht-Existenz einer „Seele“. Man kann sich also trefflich darüber streiten 🙂
Jepp. Und natürlich ist die Kommentare-Sektion eines Podcasts nicht gerade der Ort dafür. Nur soviel: ich bin nicht religiös (bin mit dem Dalai Lama der Meinung dass Religionen mehr als flüssig sind). Vor ein paar Jahren war ich ziemlich überzeugt, dass es da nichts gibt außer Materie. Dann haben mich ein paar erstaunliche Beobachtungen in der eignen Verwandschaft, durch die ich auf die oben angesprochenen Wissenschaftler aufmerksam wurde, ziemlich verblüfft.
Danke für den überraschend positiven Kommentar. Nach einigen Äußerungen von dir im Podcast hatte ich schon schlimmes befürchtet. 🙂
Ja, das ist eine sehr konziliante Antwort. Eigentlich ist es ja so, dass es keine von der Wissenschaft anerkannten Beobachtungen gibt, die die Existenz einer Seele implizieren. Ich würde es also umgekehrt formulieren: Nicht mehr spricht für die materialistische Sicht, sondern gar nichts (keine anerkannte Empirie) spricht für den Dualismus.
Ich hoffe das war jetzt eine adäquat negative Einlassung. 😉
@Dietmar: Tier-Nachbildungen (also das elektrische Schaf) sind klassische Roboter. Die Andys nicht. 😉
Tschuldgung, hab den Film x-mal verschlungen, die Novelle aber nur einmal und das vor langer Zeit. Vermutlich sind die Androiden dann sowas wie synthetische Nachbildungen lebender Materie? Zu der Zeit, als der Film rauskam, war gerade Gentechnologie ein großes Thema und wenn ich mich nicht irre, hat Ridley Scott zumindest neu hineingebracht, dass die Einzelteile quasi biologisch herangezüchtet werden.
Hmm… so genau wieß ich das gerade auch nicht mehr. Aber irgendwas ging in die Richtung.
@André: Danke. Jetzt ist mein Weltbild wieder im Lot 🙂 Leider hast du mit der Betonung auf *anerkannt* nur zu recht.
Wir zoggen demnächst mal Nova Praxis, ich bin gespannt!
Und ein Mitspieler machte mich auf diesen Umstand aufmerksam: „Außerdem funktioniert der link zum Test „Transhumanist oder Bio-Conservative?“ nicht“ – vielleicht habt ihr da noch was in der Hinterhand?
Viel Spaß mit Nova Praxis, berichte, wie es gefällt.
Der Quiz funktionierte nicht mehr, da der Seitenbetreiber da leider eine fehlerhafte Weiterleitung von seiner .net- auf seine .com-Site eingerichtet hat – die verschluckte dabei ein „/“. Das muss nach 2012 eingerichtet worden sein, denn schon damals haben wir unser Link-Checker-Plugin auf alle URLs in unseren Shownotes automatisch vor dem Publishing losgelassen (sozusagen eine automatische Qualitätssicherung).
Danke jedenfalls für den Hinweis, habe es manuell korrigiert, jetzt könnt ihr da auch wieder „quizzen“.